Sonntag, 15. Januar 2024: Spitzingsee an einem sonnigen Wochenende? Eigentlich keine gute Idee. Auch am Sonntag ist extrem viel los. Vor den Parkplätzen stauen sich die Autos in langen Schlangen. Mehr durch Zufall haben wir uns für eine etwas ruhigere Ecke entschieden: Über den Forstweg und die Rodelpiste steigen wir von der südlichen Spitze des Sees zum Rotwandhaus auf – und rodeln die Strecke wieder ab.
Goldener Sonnentag
Wir starten vom Parkplatz an der Kirche in Spitzingsee. Der erste Kilometer auf der Forststraße Richtung Rotwandhaus ist schneefrei. Wir müssen den Schlitten tragen. Uns kommen einige Leute entgegen, die uns eine ökonomische Art des Tragens vormachen. Den Schlitten umdrehen, sodass die Sitzfläche nach unten zeigt, den Schlitten dann von oben durch den Kopf fädeln und den Kopf zwischen die vorderen Kufen stecken, die Kufen liegen auf den Schultern auf. So merkt man das Gewicht quasi nicht.
Als wir dann endlich auf Schnee treffen, ist Ralfis Zugkraft gefragt. Ich hänge seine Canicross-Leine mit Rückdämpfer in sein Geschirr und in den Schlitten ein. Los kann es gehen. Sobald der Schlitten einmal in Bewegung ist, läuft es wie am Schnürchen. Uns kommen noch einige Winterwanderer, Schneeschuhwanderer und Rodler entgegen. Immer wieder müssen wir auf die Seite gehen. Der Schlitten verfängt sich beim Anziehen ab und zu an Ästen am Boden.
Mein Poser Ralfi
Ganz rund läuft es also nicht. Auch muss sich Ralfi an die schnellen Rodler gewöhnen. Seine Prämisse: Alles, was schneller ist als er selbst, muss gestoppt werden. Das hat er aus seiner Zeit auf der Straße und im Tierheim übernommen. Aber die Ausblicke und das fast schon milde Winterwetter entschädigen für hektische Momente im Aufstieg. Bereitwillig stellt sich Ralfi zum Posen auf den Schlitten.Das muss man ihm lassen: Er ist unheimlich fotogen.
Nun öffnet sich das Gelände, die Sonne taucht alles in ein goldenes Licht. Nur noch vereinzelt treffen wir andere Menschen und Hunde. Links oben im felsdurchsetzten Gelände kraxeln Gämsen auf der Suche nach Futter. Aus der Distanz sehen sie aus wie schwarze Seeigel am Meeresgrund. Ralfi bemerkt sie erst bei der Abfahrt. Nach einer kurzen Einkehr im gemütlichen Rotwandhaus geht es wieder hinab.
Die ersten Meter sind noch zu flach, aber dann setzen wir uns zu zweit auf den Schlitten. Unsere Rucksäcke tragen wir vor und hinter uns. Ralfi rennt rechts neben dem Schlitten. Ich habe ihm seine neue Skibrille aufgesetzt. So ein cooler Hund! Gerade geht die Sonne unter. Was für ein wunderschöner Moment. Wir rodeln einem orangefarbenen Ball entgegen. Ralfi bleibt noch Zeit, Richtung Gämse zu springen. Bald sieht er aber ein, dass Laufen neben dem rasant fahrenden Schlitten eigentlich schon anstrengend genug ist.
Ein Hoch auf die Selbstständigkeit
Die 500 Höhenmeter, die wir zuvor aufgestiegen sind, brausen wir nun den Forstweg hinab. Auf uns warten einige, enge Kurven. Einmal fliege ich hinten vom Schlitten, autsch! Die letzten Meter tragen wir den Schlitten, dieses Mal im Dämmerlicht. Ralfi ist völlig fertig, auch ich bin müde. Der Parkplatz ist mittlerweile fast leer. Nur die Straßen zurück in die Stadt sind gut verstopft. Naja, so ist das am Wochenende. Ein Hoch auf die Selbstständigkeit, das nächste Mal bin ich wieder unter der Woche unterwegs.